Die Ärzte sagen ich sei ganz geheilt von meinem Darmkrebs. Keine Metastasen, keine Veränderungen im Darm und alle Ausscheidungsorgane arbeiten freudig und gesund.
Aber es scheint, das Leben hat noch einmal eine Herausforderung für mich parat. Einer meiner Eierstöcke hat inzwischen die Grösse einer Charentais-Melone. Er verdrängt seine kameradschaftlichen Nachbarorgane im Unterleib und macht ihnen das Arbeiten schwer. Für eine Weile habe ich mit diesen Einschränkungen zu leben gelernt, aber da die Melone nicht schrumpfen will und wir nicht wissen, was sie alles beherbergt, wird es nun doch Zeit mich von ihr zu verabschieden.
Wenn dies locker tönt, so ist es dies nicht immer. Fragen wie; ist der Inhalt bösartig? können wir es entfernen ohne dass es streut? sollte der Befund bösartig sein, wie viel muss an den Nachbargeweben oder an den anderen hormonell gesteuerten Organen herum geschnitten werden?
Mit Meditation, Feuerzeremonien, Spaziergängen im Wald und Gesprächen mit meinen Lieben komme ich immer wieder in eine himmlische Ruhe, die Raum bietet für alles was da kommen mag. Blanke Ehrlichkeit mir selber und meinen Gefühlen gegenüber stürzt mich aber auch immer wieder in Zweifel und lässt mich meine tiefsten Ängste spüren. Es scheint kein Loslassen ohne Zulassen zu geben und dieses Zulassen kennt keine Abkürzung. Das Zulassen ist Gnade. Immer, wenn ich zulasse, wie existentiell es sich auch anfühlt, kehrt wieder Frieden ein.
Aber jedes Mal, wenn ich mich als Opfer identifiziere, kommt das Leiden postwendend. Nur wenn ich weiss und spüre, dass dies MEIN Leben ist und alles was sich darin zeigt mit meiner bewussten oder unterbewussten Einwilligung geschieht, habe ich die Kraft dem zu begegnen was sich zeigt. Auch wenn ich mich vertrauensvoll für «Dein Wille geschehe» entscheide, kommt dieser Entscheid aus mir.
Manchmal erscheinen die kleineren Entscheide, die es zu fällen gilt, beinahe schwieriger. Für meine bevorstehende Notfalloperation musste ich schon meine Einwilligung zu drei Schritten geben, die erst während der Operation entschieden werden können. Das habe ich gemacht aber später gemerkt, dass der dritte Schritt irgendwie nicht stimmt. Es wäre der Teil, indem viel Gewebe und ganze Organe entfernt werden würden, die ‹noch› gar nicht befallen sind. Dieser Schritt wird als Prävention verstanden um mir die grösste Chance zur Heilung zu geben und ich bedanke mich für diese Fürsorge. Es fühlt sich aber an, wie wenn ich mit diesem Schritt der Angst folgen würde und wie wenn er mich ausgehöhlt und mit wenig Resistenz zurücklassen könnte.
Ich glaube nicht, dass die Angst damit weg wäre. Ich würde sie mit mir herumtragen und sie könnte zu mir sprechen, jedes Mal wenn sich irgendein Zipperlein in meinem Körper zeigt; ‹oh das könnte ………. sein›. Ich entscheide mich, dass ich so nicht leben kann und will. Ich entscheide mich fürs Vertrauen in meine Selbstheilungskräfte, die Wiederherstellung der natürlichen Ordnung, wenn ich die Ursachen für das Chaos beseitige. Die Ursache fürs Chaos ist nicht der vergrösserte Eierstock, das Chaos ist die Ursache für den vergrösserten Eierstock!
Erneut ertönt der Ruf der Selbstverantwortung: Zeit dich mit den Ursachen auseinanderzusetzen, sie zuzulassen und loszulassen. Es ist wohltuend zu erkennen, dass es kein Patentrezept gibt. Ich kann immer nur ehrlich sein, erkennen worin ich mein grösstes Vertrauen setze und so den nächsten Schritt machen.
Nun vertraue ich auf meinen Entscheid, die Expertise der Ärzte und Krankenschwestern
und hoffe Euch alle bald in sprudelnder Gesundheit wiederzusehen : )
herzlich, Silvia